FÜRSTENSTEINER GRUND

In ihrer Natur so anders als das mittelschlesische Bergland, war die unmittelbare Umgebung von Schloß Fürstenstein aus zwei Gründen bemerkenswert, berühmt und beliebt.
Zum einen wegen der reichen Bepflanzung des Parks mit in diesem Teil Europas nicht heimischer Vegetation, und zwar in einem Ausmaß, das nirgendwo in Schlesien seinesgleichen fand. Und zum anderen wegen der wilden, urwüchsigen Natur des Fürstensteiner Grundes, dessen romantische Gestaltung aus dem frühen 19. Jahrhundert schon längst wieder von der üppigen Vegetation dieser tiefeingeschnittenen, feuchten Schlucht überwältigt worden war. Beeindruckend war der jähe Übergang von der gestalteten Landschaft des Schloßparks zu der unberührten Natur des Grundes, dessen felsige Steilhänge den Park auf seiner ganzen Länge begleiteten.

(Koch, W. John: Erinnerungen an einen schlesischen Adelssitz – eine Bilddokumentation, Wrocław 1989, S. 67)

„FÜRSTENSTEINER GRUND”

Ein Kerngebiet der weitläufigen Fürstensteiner Park- und Kulturlandschaft ist der sich unterhalb des Schlosses erstreckende „Fürstensteiner Grund”, der gleichzeitig das Untersuchungsgebiet des DBU-Projektes darstellt. Das felsige, baumbestandene und vom kleinen Fluss Polsnitz (Pełcznica) bestimmte Tal wurde im ausgehenden 18. Jahrhundert durch gestalterische und bauliche Mittel verschönert.

Im 19. Jahrhundert waren die Anlagen in einem sehr gepflegten Zustand, Kurgäste aus dem benachbarten Bad Salzbrunn (Szczawno-Zdrój) besuchten den Landschaftspark. Detaillierte Beschreibungen sind in zahlreichen Reiseführern und Publikationen zu lesen. Skizzen und Pläne der historischen Gartenbauten finden sich u.a. im Hochbergschen Familienarchiv im Nationalarchiv Breslau (Archiwum Państwowe we Wrocławiu).

Bis heute sind Relikte des frühromantischen Landschaftsparks zu finden, wie z. B. eine Burgruine, Aussichtsterrassen, „schwebende Wege“ entlang der Felsen (u. a. sogenannter „Hochbergweg”), alte Parkbäume, eine Grotte und ein künstlich angelegter Teich. Der „Hochbergweg“ wurde 2011 wieder instandgesetzt. Die übrigen Objekte sind in einem schlechten baulichen Zustand, die Aussichtspunkte zugewachsen und damit ehemalige wichtige Sichtbeziehungen nicht mehr erlebbar.

Der Schwanensee führt seit über 100 Jahren kein Wasser mehr, früher speiste ihn ein System an Wasserkanälen. Zudem sind die historischen
Wegeverbindungen unterbrochen, Brücken teils nicht mehr existent.

Das abwechslungsreiche Gelände und ein spezifisches Mikroklima haben die Grundlage für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt geschaffen. Die stark abfallenden Flusshänge sind an einigen Stellen mit Felsgeröll und Steinschutt verschiedener Größen aus Grauwacke und Schiefer bedeckt, teils ragen unterhalb des Schlosses Felswände bis in eine Höhe von 80 m. Der „Fürstensteiner Grund“ ist überwiegend bewaldet, genau wie das 2000 ausgewiesene Naturschutzgebiet, das zu 98 % aus verschiedenen Waldgesellschaften besteht. An den sonnigen Hängen dominieren Hainsimsen-Traubeneichen-Wälder (Luzulo-Quercetum), während in den oberen Bereichen der schattigen Tallagen Hainsimsen-Buchen-Wälder (Luzulo-Fagenion) vorherrschen.

Desweiteren finden sich Flaumeichen- und Eichen-Trockenwälder (Quercetalia pubescenti-petraeae) sowie Labkraut-Eichen-Hainbuchen-Wälder (Galio-Carpenetum). Die steilen Geröllhänge sind mit einem wertvollen und seltenen Bergahorn-Sommerlinden-Wald (Aceri-Tilietum) bedeckt, der etwa die Hälfte des Naturschutzgebietes ausmacht.

In der feuchten Talsohle wächst ein Winkelseggen-Erlen-Eschenwald (Carici remotae-Fraxinetum) mit einer artenreichen Krautschicht. An den schattigen Steilhängen und Geröllflächen sowie an den Mauern der Alten Burg kommen seltene Pflanzengesellschaften vor, u. a. finden sich hier der Nordische und der Braunstielige Streifenfarn (Asplenium septentrionale und Asplenium trichomanes).

Zu den wertvollen Bäumen im „Fürstensteiner Grund“ zählen Eiben (Taxus baccata), die in ihren natürlichen Beständen geschützt sind. Man schätzt, dass hier ca. 130 Bäume mit einem Stammumfang zwischen 80 und 130 cm wachsen. Dieses Vorkommen ist einer der drei größten Eibenbestände in den polnischen Sudeten. Am eindrucksvollsten ist die „Bolko-Eibe“, die nach verschiedenen Quellen zwischen 400 und 600 Jahren alt ist und 285 cm Umfang misst. Sie gilt damit als eines der ältesten Exemplare und wurde 2008 als Naturdenkmal ausgewiesen.

Aufgrund der außergewöhnlichen Naturwerte wurde 1981 der „Fürstensteiner Landschaftsschutzpark“ („Książański Park Krajobrazowy“) gegründet, 2000 das Naturschutzgebiet „Schlucht unterhalb von Fürstenstein bei Waldenburg“ („Rezerwat Przełomy pod Książem koło Wałbrzycha“) ausgewiesen, das 2013 in das Natura2000-Netzwerk aufgenommen wurde („Przełomy Pełcznicy pod Książem“ – „Polsnitzer Schlucht unterhalb von Fürstenstein“).

In der Praxis entstehen aufgrund verschiedener Ziele zwischen den Akteuren und Behörden Kommunikationsprobleme, insbesondere zwischen Natur- und Denkmalschutz. Bislang ist es nicht gelungen, eine übergeordnete Ziel- und Planungsstrategie, die sowohl das Kultur- als auch das Naturerbe einbezieht, zu entwickeln.

An dieser Stelle soll das DBU-Projekt ansetzen, da auch seitens des Museumsbetriebes und der Verwaltung der Schloss Fürstenstein GmbH der Wunsch besteht, die historische Park- und Kulturlandschaft stärker in ein museales und touristisches Konzept einzubeziehen.

EINST

HEUTE

Before Image After Image

Schwanenteich, Anfang des 20. Jh., Postkarte

Quelle: Digitalarchiv der Stiftung Prinzessin Daisy von Pless 

(Fundacja Księżnej Daisy von Pless)

Schwanenteich, 2019, Fotografie

Foto: Marlen Hößelbarth

Before Image After Image

Louisenplatz, um 1930, Postkarte

Quelle: Digitalarchiv der Stiftung Prinzessin Daisy von Pless

(Fundacja Księżnej Daisy von Pless)

Louisenplatz, 2016, Fotografie

Foto: Justyna Jaworek-Jakubska